Zukunftsmodell
Neue Landschaft Welzow
Welzow – die Stadt am Tagebau – steht vor der Herausforderung und Chance, sich als Landschaft neu zu erfinden. Wo heute noch die Sohle des Tagebaus zu sehen ist, soll bis zum Jahr 2035 auf einer Fläche von fast 120 Hektar eine vielfältig nutzbare Terrassenlandschaft entstehen. Wie wird die Landschaft künftig aussehen? Welche Formen der Nutzung sind möglich und wünschenswert? Zu diesen und anderen Fragen muss es eine öffentlich geführte Debatte geben. Das Beteiligungsprojekt „Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow“ bietet die Plattform, um diesen Dialog zu führen.
Projekt
Welzow
Die Stadt Welzow, mit Ihrer Lage inmitten des Braunkohlereviers in der Niederlausitz, steht in den kommenden Jahren vor großen strukturellen Herausforderungen. Bedingt durch ihre unmittelbare Nähe zum Tagebau Welzow-Süd, dem größten und leistungsstärksten Braunkohlentagebau in der Lausitz, ist die kommunale Entwicklung seit jeher eng mit dem Bergbau verbunden. Nach den Empfehlungen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ erfolgt der Ausstieg bis zum Jahr 2038. Die nunmehr unmittelbar bevorstehende Rekultivierung der stadtnahen Bergbaufolgeflächen stellt dabei eine große Chance, zugleich auch eine schwierige Aufgabe für die kommunalen Entscheidungsträger dar.
Weil die Stadt an dieser Stelle thematisch und fachlich im wahrsten Sinne des Wortes „Neuland“ betritt, erfolgte im Zeitraum von elf Monaten die Erarbeitung einer vertiefenden Studie durch ein interdisziplinäres Team. Die Zielsetzung bestand darin, neue Leitbilder und Strategien zur Gestaltung der stadtnahen Bergbaufolgelandschaft zu entwickeln. Das Ergebnis war die 3D-Modellierung einer neuen Landschaft mit einer außergewöhnlichen Gestaltung. Die Abbildungen helfen dabei, die oftmals eher abstrakten Konzepte gerade für die Menschen anschaulich werden zu lassen, die sich in Ihrem Alltag nicht regelmäßig mit derartigen Planungen konfrontiert sehen.
Neue Landschaft Welzow
Das aus der Integrierten Entwicklungskonzeption hervorgegangene Gestaltungskonzept hat als starkes Motiv eine Terrassengestaltung mit einer räumlichen Ausrichtung in Richtung Süden bzw. Südost / Südwest. Dabei wurde vorgeschlagen, die bislang räumlich eher trennenden Flächen der Hochkippe in die Gestaltung teilweise mit einzubeziehen, um eine bessere Verbindung zur Stadt herzustellen. Als Nutzung ist auf den mit Höhenunterschieden von jeweils ca. 3–5 m konzipierten Terrassen der Anbau landwirtschaftlicher Produkte vorstellbar. Durch die Terrassenlandschaft ziehen sich Wegestrukturen, die mit besonderen Orten der Stadt verbunden sind.
Insgesamt entsteht das Bild einer kleinteiligen Struktur der Landschaft, die für den Menschen als Erholungsort attraktiver ist, als es die Monokultur der konventionellen Rekultivierungsflächen wäre. Die neue Landschaft wird zum Laboratorium mit besonderen mikroklimatischen Situationen, botanischen Experimenten und neuen innovativen Konzepten für kollektive Räume in der Niederlausitz. Mit der Transformation des Tagebaurandes in eine nach Süden ausgerichtete terrassierte Halboffenlandschaft, in der Landwirtschaft, Wein- und Obstanbau dominieren, werden die historischen Wurzeln der Lausitzer Kulturlandschaft in die Gestaltung mit einbezogen. Dadurch kann die Stadt Welzow zum Impulsgeber für den Strukturwandel werden und langfristig regionalen und überregionalen Akteuren die Möglichkeit bieten, die Zukunft produktiv mitzugestalten.
Warum Geodesign?
Geodesign ist ein gemeinschaftlicher Prozess der Landschaftsgestaltung, der durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ortsansässigen und Experten geprägt wird (Beteiligungsprojekt). Ziel ist es, gemeinsam innovative Lösungen für die zukünftige Nutzung der Neuen Landschaft Welzow zu finden, welche auf die Bedürfnisse der Umwelt, der Stadt Welzow und ihrer Einwohner abgestimmt ist. Der Prozess umfasst einen größeren Anwendungsbereich als übliche landschaftsgestalterische Projekte und untersucht mithilfe einer breiten Beteiligung alternative Zukunftsszenarien zur Flächennutzung.
Dadurch sollen Methodenbausteine und Strategien entwickelt werden, die zu einem bestmöglichen Konsens führen. Vorteile der direkten Beteiligung von Interessensvertretern sind eine erleichterte Kommunikation zwischen verschiedensten Akteuren, ein effizienterer und zielführender Gestaltungsprozess und transparente nachvollziehbare Ergebnisse. Unterstützt wird der Prozess durch das Geoinformationssystem, welches der digitalen Erfassung, Analyse und Organisation von räumlichen Daten dient und durch Verbildlichungen und Simulationen ein wichtiges Hilfsmittel im Projekt darstellt.
Teilhabe
Die Teilhabe der Einwohner Welzows am gesamten Geodesign-Prozess ist für das Gewinnen von Akzeptanz von entscheidender Bedeutung. Den Menschen soll so die Selbstbestimmung über die Gestaltung ihrer Umwelt zurückgegeben werden. In mehreren Workshops mit Fachexperten sowie im Rahmen einer Bürger-Werkstatt wurden bereits zahlreiche Vorstellungen und Wünsche aus der Bevölkerung in die mögliche Gestaltung der Neuen Landschaft Welzow mit einbezogen.
Für das Geodesign-Projekt sind erneut unterschiedlichste Beteiligungsformate geplant, um möglichst viele und fachlich breit aufgestellte Akteure in die Entwicklung des Zukunftsmodells mit einzubeziehen. Geplant sind monatlich stattfindende Veranstaltungen wie beispielsweise Workshops mit Schüler*innen, Stadtspaziergänge, Informationsveranstaltungen etc. Ergänzend sollen auch kleine Einzelprojekte entstehen, die von Ortsansässigen initiiert werden können, in das Zukunftsmodell einfließen bzw. nach seiner Beendigung weitergeführt werden.
Akteure
Mit der Kooperation von wissenschaftlicher Forschung der beteiligten Hochschulen und lokalen Partnern soll es möglich sein, im Kontext der Entwicklung einer neuen Landschaft vor Ort gänzlich neue, innovative Erwerbsmöglichkeiten und damit neue Wertschöpfungsketten entstehen zu lassen. Die WIR!-Bündnispartner, allen voran das HelmholtzZentrum GFZ Potsdam, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), sowie die BTU Cottbus-Senftenberg, tragen mit ihrer wissenschaftlichen Expertise entscheidend dazu bei, neueste Erkenntnisse aus der Forschung in die aktuelle Planung für die zu entwickelnden Landnutzungskonzepte mit einfließen zu lassen.
Gleichzeitig können im Zuge der Rekultivierung innovative Anbaukonzepte wissenschaftlich erprobt und damit neue Erkenntnisse für die laufende Forschung in den lnstituten gewonnen werden. Als Partner am WIR-Bündnis Land-Innovation-Lausitz leistet die Stadt Welzow einen wichtigen Beitrag, um alle Akteure zu einem fruchtbringenden Dialogprozess zusammenzuführen. Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie örtlichen Institutionen wie dem Archäotechnischen Zentrum, dem Besucherzentrum excursio, aber natürlich insbesondere mit den Experten des Bergbauunternehmens LEAG, können hier neue innovative Ideen für die Zukunft der Region entstehen und gemeinsam auch umgesetzt werden.
Geschichte
In Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Team an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) verfolgt die Stadt eine gänzlich neue Strategie der städtebaulichen und landschaftlichen Entwicklung. Forscher*innen und Studierende entwickeln speziell hier in Welzow neue Ideen für eine nachbergbauliche Landschaft. Bereits im Dezember 2016 fand ein studentischer Ideenwettbewerb zur Gestaltung der stadtnahen Bergbaufolgelandschaft unter dem Titel „Welzow extended“ statt.
Etwa 20 Studierende des Studiengangs Stadt- und Regionalplanung der BTU entwickelten neue Ideen zur Nutzung und Gestaltung der Flächen. Herausgekommen sind dabei unter anderem Konzepte für einen Mountainbike-Park, für ein Waldlabor sowie für einen Wildpark mit Wisenten und Wildpferden.
Reallabor
Nach den Planungen des Bergbauunternehmens LEAG wird beginnend ab dem Jahr 2021 mit der Schüttung der Bergbaufolgelandschaft im Bereich des östlichen Stadtrandes von Welzow begonnen. Mit der Entlassung der Fläche aus der Bergaufsicht kann frühestens Anfang der 2030er Jahre gerechnet werden. Die Stadt Welzow kann die Bergbaufolgelandschaft erst zu diesem Zeitpunkt erwerben. Ein zusätzlicher und nachhaltig wirksamer Mehrwert zur Entwicklung der Neuen Landschaft Welzow könnte durch die gezielte Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen entstehen.
Ein wesentliches Ziel der Stadt Welzow ist es daher, durch die Einbindung außeruniversitärer Partner in die Nachnutzung dieser Neuen Landschaft die Attraktivität des Standortes zu steigern. Konkret soll – aufbauend auf der integrierten Entwicklungskonzeption Neue Landschaft Welzow – gemeinsam mit lokalen Akteuren, Raumunternehmer*innen und Forschungseinrichtungen und mit Unterstützung der BTU in den kommenden zwei Jahren ein Nutzungskonzept Kollaborativer Masterplan Neue Landschaft Welzow (Reallabor Neue Landschaft Welzow) entwickelt werden.
Land-Innovation-Lausitz
Im Kontext der WIR-Bündnis-Initiative Land-Innovation-Lausitz sollen hierzu alternative Nutzungsoptionen und technologische Ansätze entwickelt und erprobt werden, die eine optimale Anpassung der Produktionssysteme an klimatische Extreme und gleichzeitig eine vielgestaltige, an ökologischen Prinzipien und hoher Wertschöpfung orientierte Landnutzung ermöglichen. Die Welzower Bergbaufolgelandschaft soll so zu einem innovativen Landschaftslabor im Sinne einer Modelllandschaft für eine klimaangepasste, an bioökonomischen Wertschöpfungspotenzialen ausgerichtete und erlebbare Landnutzung mit hohem Identitäts- und Teilhabecharakter werden, z.B. durch klimaangepassten Weinbau und Sonderkulturen wie Esskastanien, Pfirsichen etc.
Diese Herangehensweise bietet eine einzigartige Möglichkeit, im Sinne eines Citizen-Science-Ansatzes die lokale Bevölkerung und regionale Unternehmen in Beratungs- und Lernfunktion einzubinden.
Der Anbau von Wildkräutern durch die Firma NagolaRe (hier nahe Jänschwalde) ist schon jetzt ein Erfolgsmodell. Im Rahmen von Land-Innovation-Lausitz sollen Anbaustrategien und Vermarktungsmöglichkeiten von heimischen Wildpflanzen mit potentiell wertvollen Inhaltsstoffen intensiv erforscht werden.
Veranstaltungen
10. Dezember, 16–18 Uhr
Digitale Auftaktveranstaltung
Podiumsgespräch und Projektvorstellung
Mit einer digitalen Podiumsdiskussion hat das Projekt Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow seinen Auftakt für zwei intensive Jahre in Welzow gefeiert. Neben den anregenden inhaltlichen Beiträgen hatten auch die zugeschalteten Teilnehmer*innen die Möglichkeit sich einzubringen. Zeitweise sind es mehr als 40.
ProgrammMehr
03. Juni 2021, 16 – 19 Uhr
Zukunftswerkstatt
Archäotechnisches Zentrum Welzow
Mit einer Zukunftswerkstatt möchten wir lokalen Unternehmer*innen und engagierten Bürger*innen die Gelegenheit geben, Visionen für die Wertschöpfung von morgen in Welzow zu entwickeln. Werden Sie aktiv, gestalten Sie gemeinsam den Strukturwandel in Ihrer Region und teilen Sie Ihre Ideen für eine nachhaltige und innovative Wirtschaft.
Anmeldung11. Juni 2021, 15 – 17 Uhr
Dialog der Generationen
Alte Dorfschule
Von den Enkeln bis zu den Großeltern - beim Dialog der Generationen sind alle willkommen, um ihre Vorstellungen vom zukünftigen Zusammenleben in Welzow zu teilen. Finden Sie mit uns heraus, wie durch gegenseitige Unterstützung Ideen und Wünsche wahr werden können.
Anmeldung19. Juni 2021, 10 – 16 Uhr
Stadtspieler
Welzower Fenster
Verbringen Sie einen Spielenachmittag mit der Bürgermeisterin direkt am Welzower Fenster - einen imposanten Ausblick inklusive. Gestalten Sie spielerisch Ihr eigenes Welzow und tauschen Sie sich mit Ihren Mitspieler*innen darüber aus, was die Stadt für Sie ausmacht und wo Sie Potentiale sehen.
Anmeldung24. Juni 2021, 16 – 18 Uhr
World-Café
Kulturhaus Proschim
Sie interessieren sich für den Natur- und Umweltschutz und möchten gemeinsam mit Expert*innen über die ökologische Entwicklung in Welzow und der Region diskutieren? Dieser Workshop in Proschim bietet Ihnen die Gelegenheit, Ihr Wissen und Ihre Ideen dazu zu teilen.
Anmeldung8. Dezember 2021, 17 – 19 Uhr
Wohnen und Leben in der Zukunft
An diesem Abend werden wir interessante Beiträge zu energieeffizientem Bauen, innovativen Wohnformen und der überörtlichen Vernetzung und Hilfestellungen für Kommunen im Bereich zukunftsweisender Projekte hören können. Darüber hinaus wird das im Geodesign-Workshop weiterentwickelte LINDEN-Projekt des ATZ Welzow vorgestellt. Zu diesen Themen haben wir Frau Prof. Dr. Susan Draeger von der Brandenburgischen Universität Cottbus-Senftenberg, Frau Dr. Ariane Sept vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Philipp Hentschel vom Netzwerk Zukunftsorte sowie Jasmin Kaiser vom atz Welzow eingeladen.
Teilnehmen mittels WebExweitere Informationen
Teilhabe
ab Frühjahr 2021
Stadtspaziergänge
11.12.2020–21.3.2021
Welzow mit anderen Augen sehen
Wissen teilen mit Fotografien
Mit Ihrer Hilfe möchten wir besondere Orte in Welzow kennenlernen und kartieren. Um einen Wissensschatz aufzubauen, aus dem das Projekt schöpfen kann, interessieren uns Ihre Entdeckungen und Lieblingsorte in der Stadt und in der Umgebung. Denn wer kennt Welzow besser als Sie?
Mehr23.02.2022–22.03.2022
Abstimmung
Nachdem beim Geodesign-Workshop Anfang Oktober 2021 verschiedene Entwurfsvorschläge gesammelt wurden, haben nun alle Bürger*innen von Welzow bis zum 22. 03. die Möglichkeit, diese zu bewerten und abzustimmen. Hier finden Sie weitere Informationen und den Link zur interaktiven Abstimmung.
MehrAbstimmung
Team
Zum Nachhören und Nachlesen
10. Dezember 2020
Vortrag
Rekultivierung in der Bergbaufolgelandschaft
Die Schüttung der Neuen Landschaft Welzow ist vom Bergbauunternehmen LEAG fest geplant. Von 2021 bis 2024 soll verkippt werden und sich das Planieren (2022 bis 2024) anschließen. Den Prozess der Rekultivierung erklärt Landschaftsplaner Thomas Neumann von der Rekultivierungsabteilung der LEAG mit vielen Praxisbeispielen und anschaulichen Diagrammen.
Mehr10. Dezember 2020
Vortrag
Die Geodesign-Methode
Die Geodesign-Methode soll die Expert*innen und die Welzower*innen als Interessenvertreter vor Ort zueinander bringen. Mit der Methode sollen nicht nur Ideen gesammelt werden, sondern es soll auch überlegt werden, wer dafür beteiligt werden muss, wer Projekte umsetzen kann und wie sie finanziert werden.
Mehr10. Dezember 2020
Vortrag
Geodesign: Ein Gerüst für Planungsentscheidungen
In Welzow soll eine Zukunftsvision entwickelt werden. Wie entscheidet man, wie diese Zukunft aussehen soll. Wie können verschiedene Interessengruppen in diesen Entscheidungsprozess eingebunden werden? Dr. Bartlett Warren-Kretschmar von der Leibniz-Universität Hannover erklärt, warum Geodesign in diesem Entscheidungsprozess helfen kann.
Mehr10. Dezember 2020
Digitale Auftaktveranstaltung
Podiumsgespräch Teil 1
Mit einer digitalen Podiumsdiskussion hat das Projekt Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow seinen Auftakt für zwei intensive Jahre in Welzow gefeiert. Neben den anregenden inhaltlichen Beiträgen hatten auch die zugeschalteten Teilnehmer*innen die Möglichkeit sich einzubringen.
Mehr10. Dezember 2020
Digitale Auftaktveranstaltung
Podiumsgespräch Teil 2
Während sich der Spremberger Moderator Markus Füller mit der Bürgermeisterin Birgit Zuchold und der Projektleiterin Dr. Christine Fuhrmann im Excursio in Welzow traf, werden die Podiumsteilnehmer*innen zugeschaltet.
MehrPressemitteilung
Einladung zur digitalen Auftaktveranstaltung
Das Beteiligungsprojekt „Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow“ stellt sich der Öffentlichkeit vor und lädt alle Interessierten zur digitalen Auftaktveranstaltung ein.
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